Vermittlung
Im Projekt „Bausteine der Vergangenheit und Zukunft“ erforschten Schüler*innen des GRG 10 Laaerberg die Geschichte der Ziegelböhm, lernten nachhaltige Bauweisen kennen – und formten eigene Lehmziegel mit Botschaften für eine gerechte Zukunft.
In Kooperation mit Künstler:innen, Historiker:innen und Architekturexpert:innen wurden historische, soziale und ökologische Themen auf innovative Weise miteinander verknüpft.

Ziegel Wienerberg mit H D - Prägung stehend für Heinrich Drasche
Bild Quelle: https://www.bezirksmuseum.at/de/museum/favoriten/
Bausteine der Vergangenheit und Zukunft
Wie aus Ziegeln Geschichte wird
Ein Kunst ist Klasse Projekt in vier Bausteinen
Art Walk im Böhmischen Prater in Zusammenarbeit mit Inselmilieu Reportage
Die Schülerinnen nahmen an einer geführten Tour durch den Böhmischen Prater teil, – einst ein Erholungsort der Ziegelarbeiter:innen. Ausgestattet mit Bluetooth-Kopfhörern erhielten sie Einblicke in Migration, industrielle Geschichte und die sozialen Realitäten der damaligen Zeit. Die Tour war begleitet von Performances, Installationen und Schauspiel.
Im Mittelpunkt stand die Geschichte der sogenannten Ziegelböhm – Arbeitsmigrant:innen, die ab etwa 1848 bis in die Zwischenkriegszeit aus Regionen wie Böhmen, Mähren und der Slowakei nach Wien kamen, um in den Ziegelfabriken des 10. Bezirks zu arbeiten. Sie bildeten damals etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung Wiens. Viele von ihnen waren saisonal beschäftigt, lebten unter einfachsten, teils widrigen Bedingungen und leisteten harte körperliche Arbeit mit 15h Schichten pro Tag. Es gab außerdem ein Trucksystem, bei dem Löhne nicht in Bargeld, sondern in betriebseigenen Wertmarken ausbezahlt wurden. Auch der Begriff des „Sandlers“ (ein Arbeiter der Sand in die Ziegelformen streute) wurde hier geprägt.
Die „Ziegelböhm“ leisteten zentrale Beiträge zur Errichtung der Ringstraße und der Prachtbauten Wiens, sowie des Wiener Gemeindebaus. Rund 80 % der Wiener Ziegelproduktion fand um 1900 in Favoriten statt – ein Gebiet, das zeitweise mehr Ziegelwerke als jede andere Stadt Europas beherbergte.(Quellen: https://newsv2.orf.at/stories/2276443/2275943/ DÖW, Stadtarchiv Wien, Wien Museum)
In anschließenden Gesprächsrunden wurden die Inhalte gemeinsam reflektiert.




Nachhaltiges Bauen: Lehm statt Beton
In einer ehemaligen Lehmgrube erfuhren die Jugendlichen durch Fachvorträge von Künstler Nikolaus Eckhard und Architekt Jakob Bartmann mehr über die Unterschiede zwischen Beton und Lehm und die Renaissance des Lehmbaus als ökologische Bauweise. Gemeinsam schöpften sie Lehm – ein traditioneller, klimafreundlicher Baustoff mit hoher Relevanz für die Zukunft.



Ziegelherstellung in der Schule
Zurück in der Schule stellten die Schüler*innen eigene Ziegel und andere Kunstwerke aus diesem Lehm her, verzierten diese mit individuellen Inschriften und setzten sich so künstlerisch mit Erinnerung, Identität und Nachhaltigkeit auseinander.


Abschlussausstellung
Den Abschluss bildete eine Ausstellung, in der die gefertigten Ziegel präsentiert und die zugrunde liegenden Ideen erläutert wurden. Die Präsentation betonte die Bedeutung historischer Arbeitsmigration und verknüpfte diese mit heutigen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen.
„Bausteine der Vergangenheit und Zukunft“ förderte historisches Bewusstsein, kulturelle Reflexion, Verständnis für Arbeitsmigration und Arbeitsbedingungen, handwerkliche Fähigkeiten und ein nachhaltiges Denken. Das Projekt machte Geschichte spürbar – und eröffnete Perspektiven für eine solidarische, ökologische Zukunft.
Gefördert durch OEAD, Bundesministerium für Bildung und Wien Kultur
In Zusammenarbeit mit Inselmilieu Reportage https://www.inselmilieu-reportage.at/
Leitung/Kunstpädagoginnen: Sandra Bayer, Alina Hagenschulte, Julia Riederer
Vorträge: Nikolaus Eckhard, Jakob Bartmann
Art Walk Konzept und Inszenierung: Hans-Christian Hasselmann
Regieassistenz: Maruša Sirc
Produktionsleitung: Lilly Maaß
Sound Design: Tobias Schützenberger, Adrian Fuchs
Kostüm/Bühnenbild: Julia Riederer, Panagiota Lazarou
Art Walk Künstler:innen: Willian Lopes, Claudia Kainberger, Anna Prokopová, Kollektiv KLAUS, Maren Streich
Helfer:innen: Katia Rakevich, Soizic Michelon, Elena Sterlini, Teresa Schimanko




